Der Hype um Vibrationstraining mag mittlerweile ein wenig nachgelassen haben. Nicht zuletzt wohl deshalb, weil immer mehr Trends und „noch bessere“ Geräte Anteil an der Milliarden-Industrie „Fitness“ haben wollen und den Markt überfluten. Dennoch findet man Vibrationsplatten noch vereinzelt in Fitnessstudios und in der Werbung. Doch was bringt die in der Vibrationsstärke variierbare und mittlerweile in vielen Ausführungen erhältliche „Wunderplatte“ wirklich?

Das „was sie bringt“ ist hier natürlich bezogen auf die Fitness bzw. den Mehrwert für den menschlichen Körper (gesundheitliche Vorteile, Effekte für die Figur etc.). Das ganze…

…hier….

…auf der Erde….

Halt stop – nochmal zurück! „…hier auf der Erde?“, mögen Sie sich fragen…wo denn sonst?

Nun, ursprünglich wurde das Vibrationstraining für diejenigen entwickelt, die (länger) nicht auf der Erde verweilen: für Astronauten.

Warum? Die Knochen des menschlichen Körpers sind normalerweise sehr fest und erhalten diese Festigkeit durch Belastung. Auf der Erde bewirkt dies die Schwerkraft. Das eigene Körpergewicht und zusätzliche externe Gewichte (Taschen, Kisten, Trainingsgewichte etc.) sorgen dafür, dass der Knochenabbau (mit zunehmendem Alter und ohne gezieltes Training) stetig aber vergleichsweise recht langsam verläuft. Im Weltall herrscht jedoch Schwerelosigkeit, daher fehlt jegliche Form der Belastung für die Knochen. In dieser Umgebung geht der Knochenabbau rapide von statten. Um diesem Prozess entgegen zu wirken, entwickelten smarte Geschäftsmänner das Vibrationstraining – da es logischerweise auch wenig Sinn macht, Gewichte oder andere Geräte mit ins All zu nehmen. Durch die Vibrationen erfahren die Knochen zumindest einen solchen Reiz, der den Abbau im schwerelosen Raum ein wenig bremste.

Der menschliche Körper an sich kennt evolutionär bedingt jedoch die Belastung „Vibration“ nicht und kann dementsprechend wenig damit anfangen. Damit wäre eigentlich schon alles gesagt.

Effekte des Vibrationstrainings

• Vorteile für die Figur?

Diverse Werbeslogans der Betreiber und Hersteller versprechen jedoch wunderbare Ergebnisse für Figur und körperliche Fitness, wenn man mit einer solchen Platte trainiert. Es werden Studien vorgezeigt, die dies belegen sollen – was natürlich immer gut aussieht. Schaut man sich diverse Studien jedoch genauer an, so erkennt man, dass die (Figur-) Verbesserungen und Effekte hauptsächlich daher kommen, weil man bestimmte Übungen darauf trainiert.

Wenn also eine untrainierte Person auf einmal beginnt, regelmäßig Kniebeugen auf einer solchen Plattform zu machen, so wird dies natürlich positive Effekte auf die Figur und die Fitness haben. Dies ist jedoch nicht Verdienst der Vibrationsplatte, sondern der der Kniebeugen. Hätte diese Person auf normalem Untergrund die gleiche Übung gemacht, so wäre der Erfolg der gleiche (wenn nicht noch besser, da auf festem Untergrund der Stand stabiler ist und somit mit mehr Zusatzgewicht trainiert werden kann!). Es hat jedoch meist nur einen psychischen Vorteil, weil den Leuten versprochen wird, dass eine solche Plattform extra gute Ergebnisse bringt – und das noch mit einem extrem kleinen Zeitaufwand und wenig Bewegung. Wie so oft wird also mit der Faulheit der Menschheit gespielt.

Menschen, die also generell faul sind und sich vor „langen“, wirklichen (Kraft-) Trainingseinheiten scheuen, nutzen hier also wunderbar den Placebo-Effekt.

Die Vibrationen an sich haben jedoch keine positiven Effekte für die Figur! Auch wenn man nach einem Testlauf den Eindruck hat, man würde die Muskulatur „mehr“ spüren. Das „Rütteln“ am ganzen Körper mag es zwar schwieriger machen diverse Übungen auszuführen und „anstrengender“ sein, jedoch erzielt man durch die begleitenden Vibrationen KEINE zusätzliche Verbesserung der Figur! Der Entscheidende Faktor für eine Verbesserung der Figur ist einzig und allein die Belastungshöhe bei diversen Trainingsübungen. Der Muskel und somit die Form der Figur wird nicht besser, nur weil man hochfrequent an ihm wackelt.

• Auswirkungen auf die Gesundheit

Einen positiven Effekt haben die Vibrationen jedoch bei Sehnenentzündungen. Durch die „Mikromassagen“ kann der Heilungsprozess beschleunigt werden. Vibrationen finden mittlerweile nicht nur in Platten Anwendungen, sondern auch z.B. in Kurzhanteln. Leidet man beispielsweise an einem „Tennisarm“ oder „Golferellbogen“, so tragen die Vibrationen in der Hantel bei hierfür sinnvollen Übungen dazu bei, den Stoffwechsel zu fördern, was die Heilung vorantreibt.

Zudem kann das Sturzrisiko minimiert werden, jedoch auch nur, wenn man bestimmte Übungen bzw. Bewegungsabläufe auf der Platte trainiert. Das alleinige Draufstellen und „Durchvibrieren-lassen“ hilft da wenig. Dennoch gibt es, was das Thema Sturzprophylaxe angeht, bessere und effektivere Möglichkeiten, als eine Vibrationsplatte.

Aufpassen sollte man jedoch generell bei Vibrationen von mehr als 20 Hz. Regelmäßiges Training bei höheren Frequenzen kann zu Sehstörungen und sogar Erblindung führen, da die Vibrationen durch unseren Körper bis in den Schädel geleitet werden und dort auch Schäden am Gehirn anrichten können.

Fazit

Vibrationsplattformen oder ähnliche Vibrationsgeräte haben ihre Vorteile. Diese sind jedoch extrem überschaubar und definitiv nicht in den Bereichen anzusiedeln, für die hauptsächlich geworben wird: Figurverbesserung/ Straffung und Verbesserung der Fitness.

Wenn man diese Ziele verfolgt, sollte man andere Trainingsgeräte und -formen verwenden. Denn wenn dies funktionieren würde (und das auch noch in einer angepriesenen Zeitspanne von 10 bis 20 Minuten), dann würden wohl kaum Athleten, Fitnessmodels und Bodybuilder viele mühsame Stunden mit hartem Eisen verbringen, wenn sich der Körper praktisch durch einfaches „Durchrütteln“ formen und auch die Leistung steigern ließe. Abgesehen von den fehlenden positiven Effekten, die man sich dadurch erhofft, sollte man allein schon durch die oben genannten Gesundheitsrisiken das regelmäßige Training mit solchen Geräten überdenken.

Es sei denn, man ist Astronaut…