Brüche legen uns lahm, schwerwiegendere Krankheiten fesseln uns oft sogar ans Bett. In beiden Fällen ist die Genesung ein langwieriger Prozess, der uns stark einschränkt. Doch egal, wie modern Medizin und Unterstützung sind: Den Großteil der Arbeit, die uns wieder mobil und belastbar macht, liegt bei uns selbst. Krafttraining-Übungen sind für eine effektive Rehabilitation ein erfolgversprechender Weg.
Wiederaufbau mit Krafttraining-Übungen
Stationäre Aufenthalte sind quasi ein Schlaftrunk für unsere Beweglichkeit. Doch es muss nicht einmal Bettruhe sein, die uns Muskelmasse raubt. Schon die eingeschränkte Mobilität durch einen Gips, etwa nach Verletzungen am Knie, wirkt sich negativ auf Muskeln und Knochen aus. Beides sind Strukturen, die bei körperlicher Inaktivität schnell abgebaut werden. Ist die Heilung abgeschlossen, beginnt der Wiederaufbau, die Rehabilitation. Äußerst gute Ergebnisse erzielt man dabei durch Krafttraining, Übungen in erster Linie für die Muskeln also. Studien belegen, dass damit muskuläre Verluste nach nahezu allen orthopädischen Verletzungen – am Knie, Ellbogen oder an der Schulter etwa – effektiv wieder aufgearbeitet werden können.
Von Bandscheibenvorfall bis Skoliose: Übungen für die Kraft sind vorteilhaft
Neben den kurzfristigen Einschränkungen durch Verletzungen am Knie, Arm usw. bekommen Sie auch orthopädische Krankheiten mit Krafttraining-Übungen besser in den Griff. Über die positiven Auswirkungen auf die Knochen und die damit einhergehende Linderung und Vorbeugung von Osteoporose haben wir bereits berichtet. Damit ist das Potenzial des Trainings doch noch längst nicht ausgeschöpft. Auch die Vorteile für Patienten mit weniger verbreiteten Krankheiten sind durch Untersuchungen belegt. Dazu zählen etwa folgende Krankheiten und Beschwerden:
- Kniebeschwerden wie das Patellaspitzensyndrom
- Schulterprobleme wie Kapselinstabilität oder das Impingementsyndrom
- Ellenbogenprobleme wie Epicondylitis
- Knick-, Senk- und Plattfuß sowie Hallux valgus
- Bandscheibenvorfall und allgemein Rückenschmerzen
- Hypermobilitäten
- Bandinstabilitäten
- Links- bzw. Rechts-Dysbalancen
- Wirbelsäulenschäden wie Morbus Scheuermann bzw. Bechterew, Spondylolisthesis, Spondylolyse, Skoliose
Übungen für die Kraft sorgen auch für mehr Beweglichkeit
In Überlegungen für die Sinnhaftigkeit von Krafttraining-Übungen in der Rehabilitation zweifeln Forscher teilweise daran, dass der Muskelaufbau die Beweglichkeit fördert. Statt muskelbetonter Skoliose-Übungen etwa fordern sie einen stärkeren Fokus auf Dehnungsübungen. Das ist jedoch nicht ganz konsequent, denn das Muskeltraining ist für die Mobilität ebenso zuträglich, wenn nicht sogar besser geeignet, weil es vielseitige Strukturen mit einbezieht und sich individueller auf die Bedürfnisse abstimmen lässt. Ganz klar: Das Programm für Patienten mit Verletzungen am Knie sieht ganz anders aus als etwa spezielle Skoliose-Übungen.
Dank Krafttraining-Übungen wieder locker aus der Hüfte
Viele haben auch Probleme mit ihrer Mitte, sprich: dem Hüftgelenk. Zur Rehabilitation, etwa nach operativen Eingriffen, versprechen auch hier Krafttraining-Übungen Erfolge. Axel Gottlob konnte beispielsweise nachweisen, dass ein eigens für die Hüftabduktoren entworfenes Trainingsprogramm nach acht Wochen Früchte trug. Der maximale Abduktionswinkel betrug nach etwa zwei Monaten acht Grad mehr als zu Beginn der Therapie. Auf zusätzliche Dehnungsübungen wurde dabei verzichtet. Wie weit der Effekt intensiven Krafttrainings gehen kann, zeigen zahlreiche Extremsportler wie Sumoringer oder Gewichtheber, die neben ihrer stärkebetonten Hauptdisziplin auch in Sachen Beweglichkeit glänzen: Viele von ihnen beherrschen den Spagat.
Keine Dehnung ohne Kraft
Das Zusammenspiel von Krafttraining und dem Ausbau der Flexibilität ist unter einem Aspekt besonders wichtig: Zum neuen Bewegungsradius kommt auch gleich die Unterstützung durch die entsprechenden Muskeln hinzu, die die Bewegung absichern und die neue Belastung ausgleichen. Dehnungsübungen würden nur den Bewegungsradius erweitern – nicht aber die erforderliche Kraft und Absicherung. Besonders nach Verletzungen – am Knie, Arm, an der Hüfte oder Schulter – wäre Beweglichkeit ohne zusätzliche Stärkung fatal und würde den Patienten im schlimmsten Fall anfällig für weitere Schäden machen. Nur in Verbindung wird also neuen Verletzungen am Knie oder anderswo vorgebeugt und gleichzeitig die Leistungsfähigkeit verbessert und gesichert.
*Bild: Luis Solis