(K)ein Krafttraining für Kinder: Die Generation der Couch-Potatoes – Teil 2
Die „Jugend von heute“ hat noch jede Elterngeneration vor große Herausforderungen gestellt. Gegenwärtig liegen sie vor allem im Bereich Gesundheit und Ernährung: Noch nie war der Anteil übergewichtiger Heranwachsender so hoch wie heute. Dabei ist das „Stubenhocker-Syndrom“ nicht angeboren, sondern durch Gewohnheit bedingt – vorbildliche Eltern und motivierte Sportlehrer könnten auch bei Couch-Potatoes leicht die Freude an der Bewegung wecken – und vielleicht könnte man mal mehr Krafttraining in den Unterricht integrieren…
Haltungsschäden, alarmierender BMI, Kraftmangel – im Vergleich zu den Jugendlichen der 1990er-Jahre leidet die junge Generation von heute an viel mehr Problemen, die auf zu wenig Bewegung und sozialen Austausch zurückzuführen sind. Doch wer nur Internet und Computerspielen die Schuld dafür zuschreiben möchte, sieht nur eine – wenn auch ausschlaggebende – Seite des Phänomens. Denn während der alltägliche Komfort dank neuer Technik gewachsen ist, ist gleichzeitig auch das sportliche Angebot an vielen Schulen geschrumpft.
Krafttrainingsübungen für Kinder: Zu wenig und vor allem der falsche Sport in der Schule
Grundsätzlich wird deutschlandweit an Schulen tendenziell immer weniger Sport betrieben. Noch dazu verhalten sich Sportlehrer immer passiver, agieren mehr als Schiedsrichter als als aktiver Teilnehmer bei Ausdauer- und Krafttrainingsübungen. Am vorbildlichsten sind dabei die Grundschulen, wo sich Kinder in der Regel viermal pro Woche austoben müssen. Kritisch ist hingegen die Situation an den höheren Schulen. Krafttrainingsexperte Axel Gottlob hat in einer seinen Studien festgestellt, dass die durchschnittliche Anzahl der Sportstunden weit unter dem Empfehlungswert liegt: Während wöchentlich drei Einheiten vorgeschrieben sind, werden meist nur zwei, manchmal sogar nur eine durchgeführt. Die Auswirkungen dieses Bewegungsmangels zeigen sich deutlich: Rund ein Fünftel der deutschen Jugendlichen ist übergewichtig! Und der Mangel an Bewegung manifestiert sich auch in schlechteren Schulnoten. Im Gegensatz dazu waren berühmte Pädagogen vor zwei Jahrhunderten viel fortschrittlicher. Turnpionier Johann GutsMuths integrierte Krafttrainingsübungen in seinen Unterricht und Johann Pestalozzi führte die tägliche Schulsportstunde ein. Vorsicht ist auch beim heutigen Sportunterricht im Zusammenhang mit der Entwicklung der Kinder geboten! Für übergewichtige Kinder ist der Sportunterricht, der aus Turnen, Leichtathletik und Ballsportarten besteht viel zu heftig! Gelenke werden bei Übergewichtigen durch appruptes Stoppen oder schnelles Antreten hoch belastet, was früher oder später zu nervigen Verletzungen führt. Vom Turnen und die Auswirkungen auf Gelenke möchte ich hier erst gar nicht sprechen. Krafttraining wäre definitiv die bessere Sportart – leider ist unser Sportunterricht jedoch völlig veraltet…
Sport wird belohnt – von Körper …
Aktuelle Studien belegen die zahlreichen Vorteile, die regelmäßiger Sport für Jugendliche – um 1800 wie heute – hat. Sie reichen von sichtbarem Fettabbau bis zu positiven Auswirkungen auf das Körperinnere: So profitieren Hormonhaushalt, Blutfettwerte und Immunsystem vom Training, noch dazu wird der Fettstoffwechsel deutlich angekurbelt. Regelmäßige Krafttrainingsübungen, Spiele für Koordination und Ausdauer verbessern langfristig außerdem Körperhaltung, Feinmotorik und Körperbeherrschung. Gelenke sowie Bänder und Sehnen werden belastbarer, die Knochen dichter und stärker.
… und Geist: Ausdauer- und Krafttrainingsübungen steigern die Leistung
Neben vielseitigen Körperfunktionen beflügelt das Training auch Geist und Psyche: Dass aktive Kinder später eine höhere Bildung abschließen als gleichaltrige Stubenhocker, ist durch Studien belegt. Daneben zeigen sie ein rundum verbessertes Körpergefühl sowie höhere Denkleistungen. Sie gehen kompetenter mit ihrer Umwelt um und sehen sie in einem besseren Licht. Durch ihr ausgeglicheneres Wesen und ihre positivere Grundhaltung genießen Sportskanonen jeden Alters ein größeres Selbstwertgefühl und trauen sich anspruchsvollere Tätigkeiten zu. Das bringt ihnen im Leben mehr Erfolge ein! Wer sich im Mannschaftssport engagiert, schult gleichzeitig den Teamgeist, der auch im Berufsleben essenziell ist. Zusammengefasst schaffen sich sportliche Menschen die körperlichen Grundvoraussetzungen für ein hohes Maß an Lebensqualität.
Ausdauersport und Krafttrainingsübungen: Jugendliche brauchen früh Vorbilder
Für spürbare Ergebnisse und eine nachhaltig positive Einstellung zu Sport und Anstrengung müssen besonders Jugendliche regelmäßig gefordert werden, weshalb die tägliche Sportstunde durchaus ihre Berechtigung auf einen festen Platz im Schulalltag hat. In der Realität sind Schulen davon meilenweit entfernt, und die Verantwortung für die entsprechende Erziehung tragen immer mehr die Eltern – die berufsbedingt oft immer weniger Freizeit mit ihren Kindern verbringen können und sich selbst nur selten zum Laufen und zu Krafttrainingsübungen aufraffen. Dadurch kommt ihnen eine doppelte Verantwortung zu: Zum einen ist bewiesen, dass Kinder in allen Lebensbereichen am meisten durch die Lebensweise ihrer Eltern geprägt werden. So sind bei den meisten übergewichtigen Kinder auch Vater und Mutter adipös. Wer sich für seine Kinder Ausdauer, Kraft und Gesundheit wünscht, muss an sich genauso arbeiten. Entsprechende Aktivitäten und Nahrungsmittel sollten selbstverständliche Teile des Alltags sein. Zum anderen ist es dann wichtig, als Elternteil aktiv zu werden, wenn die Schule sportliche Herausforderung vernachlässigt. Mit anderen Worten: Seien Sie das Vorbild, das Sie Ihrem Nachwuchs wünschen – und leben Sie diese Aufgabe konsequent.
Wege zu mehr Beweglichkeit
Die Argumente für regelmäßigen Sport sind nicht von der Hand zu weisen, und wer seinem Kind Lebensqualität bieten möchte, muss nicht viel Geld ausgeben. Eine gemeinsame Radtour, altersgerechte Krafttrainings-übungen oder eine Forschungsexpedition ins Grüne schweißen die Familie nicht nur zusammen, sondern belohnen alle mit gesundheitlichen Vorteilen, die man nicht kaufen kann. Initiieren Sie beim nächsten Besuch auf dem Spielplatz ein Versteckspiel mit den anderen Eltern und Kindern – und machen Sie mit! 🙂 Eltern mit Zeitnot investieren am besten in einen Personal-Trainer oder organisieren ihrem Kind die Mitgliedschaft in einem Verein, doch auch dann sollten Sie regelmäßig Tage für gemeinsame Aktivitäten freihalten. Ihre Aufgabe als wichtigstes Vorbild für Ihr Kind kann Ihnen niemand abnehmen.